Am morgen aufgewacht, sind wir gespannt auf den spektakulären Blick, der uns Abends vorhergesagt worden ist. Ein Schritt auf den Balkon und wir sehen…nichts. Es ist Wolkig und diesig. Weder das Tal noch die Berge sind auch nur zu erahnen. Es ist kalt. Also machen wir uns entspannt fertig und gehen erst einmal frühstücken. Wir sitzen wieder mit den paar Chinesen im Raum. Wir scheinen die einzigen Gäste zu sein. Zu Wenige anscheinend, damit ein Frühstücksbuffet aufgebaut wird. Alles wird an den Tisch gebracht - also warten wir, bei der Menge an Gästen, ca. 20 Minuten auf unseren Kaffee. Das Frühstück ist eher schlecht. Trockenes Brot, Marmelade…ich komme mir vor, als säße ich beim Frühstück während der GR20 Wanderung auf Korsika, welches wir seinerzeit meist ausgesetzt haben. Wir ordern schon einmal ein Auto, das uns zur nächsten Unterkunft bringen soll, welche dann hoffentlich in Ordnung ist für ein bis zwei Nächte - bis wir unsere Wanderung organisiert haben. Während wir unsere Sachen packen, klart es tatsächlich auf. Berge sehen wir nicht, aber das Tal mit Seeblick können wir zumindest erkennen. Es wird schlagartig warm und wir beschließen uns den Pool, der sehr schön sein soll, noch anzuschauen. Was soll ich sagen…er ist äußerst schön, wenn denn Wasser darin ist und man den, derzeit nicht vorhandenen, Bergblick genießen könnte. Vorstellungskraft sei dank.
Wir sind froh hier weg zu kommen, denn ansonsten ist an dem Hotel nichts zu erleben.
Nach einer Stunde kommen wir am Temple Tree Resort in Pokhara an. Wir werden herzlich begrüßt, Keke wird uns abgenommen und geht direkt auf Reise. Wir werden in den Innenhof geführt, eine kleine grüne Oase, und wir bekommen einen Begrüßungssaft. Herrlich. Die Stimmung hellt sich allgemein auf. Peter geht auf Entdeckungstour. Leider ist auch hier der Pool leer und wird gerade aufbereitet für die Saison, die, wie wir erfahren, in zwei Wochen beginnt. Das Zimmer ist groß, mit großem Bett und einer anständigen Dusche, so, wie wir Westler es gewohnt sind. Herrlich.
Wir beschließen, noch eine Bootstour auf dem Phewasee zu machen. Wir laufen ein Stück an der „Einkaufsstraße“ neben dem See entlang. Eine Verkaufsgarage neben der anderen. Entweder mit Souvenirs oder Wanderausrüstung bestückt. Dirk bekommt prompt eine Softshelljacke von „The Northface“ für umgerechnet 20 EUR. Dirk ist glücklich. Ich bekomme an einer kleinen Essensbude „Mix Chat“ (Linsenstampf mit Gemüse und Gewürzen) für unterwegs. Ich bin Glücklich. Keke schläft in der Trage und ist, denke ich, glücklich. Angekommen bei den kleinen, bunten Ruderbooten, wir checken gerade noch die Preise, werden wir bereits separat angesprochen, ob wir eines mieten möchten und können einen Preis verhandeln. Der gute Mann ist uns sympathisch und wir wählen ein Ruderboot mit Dach und Teppich über den beiden mittleren Sitzbänken. Super, Dirk und Peter setzten sich auf die erste Sitzbank, ich gehe mit Keke auf den Teppich und kann ihn wunderbar im Schatten des Dachs hinlegen. Es stellt sich heraus, dass unser Ruderer, Samu, einige Zeit in Deutschland war und ein paar Brocken deutsch spricht. Er hat selbst sechs Kinder und findet es großartig, dass wir mit unseren beiden auf Reise sind. Peter und Dirk dürfen das zweite Ruder unter den Sitzbänken herausholen und gemeinsam mit paddeln. Peter freut sich wie ein kleiner König und bekommt das Grinsen nicht mehr aus seinem Gesicht. Peter ist ebenfalls glücklich.
Als wir dann auch noch auf der anderen Seeuferseite Affen beim Spielen zuschauen können, ist der Moment perfekt. Glücksgefühle machen sich breit. Auch ich grinse, allerdings wie eine Königin.
Es stellt sich heraus, dass Samu auch noch Bergführer ist und sich anbietet mit uns eine Tour zu machen. Wir finden Ihn so sympathisch, dass wir es in Erwägung ziehen und uns für den kommenden Tag verabreden, um die Details und den Preis zu besprechen. Samu empfiehlt allerdings unseren Start einen weiteren Tag abzuwarten, da die Sicht zur Zeit sehr schlecht ist (welch eine Neuigkeit). Sobald es regnet, könne man den Annapurna und die umliegenden Berge sehen. Bei klarem Wetter spiegeln sich die Berge sogar im See. Das klingt toll. Genau nach dem, was wir uns erwartet hatten. Ab sofort heißt es: hoffen auf Regen.
Wir halten noch kurz auf einer Insel mit dem Bindya-Vasini-Tempel an. Der Stopp selbst lohnt sich nicht wirklich - in Dirks Worten: Kennst du einen, kennst du alle. Wir halten Nepalesen und Inder davon ab unsere Kinder zu fotografieren. Ich geniesse mein Streetfood und bin begeistert. Es ist wahnsinnig lecker!
Nachdem wir wieder am Ufer sind, uns von Samu verabschiedet haben, schlendern wir noch ein wenig die Straßen entlang und genießen die Abendstimmung, Essen lecker im Hotel. Alle Männer liegen erschöpft neben mir und schlafen. Ich bin seelig. Die Stimmung hat sich gewendet, alle sind zufrieden. Wir hoffen, wie gesagt auf Regen.
Pokhara, danke, dass du dich heute von deiner besseren Seite gezeigt hast.
Namaste, Pokhara. Kurz: „Meine Seele ehrt deine Seele, Pokhara.“